Die Diagnostic Yield der Chromosomenanalyse und Array-CGH-Analyse bei Patient*innen mit Entwicklungsstörung
Lade...
Datum
2025
Autor:innen
Betreuer:innen
Zeitschriftentitel
ISSN der Zeitschrift
Bandtitel
Verlag
Zusammenfassung
Kinder, die im Vergleich zu Gleichaltrigen Meilensteine der Entwicklung nicht erreichen,
haben eine Entwicklungsstörung. Dieser kann eine genetische Ursache zugrunde liegen.
Die humangenetische Standarddiagnostik von Patient*innen mit unklarer
Entwicklungsstörung beinhaltet unter anderem die Chromosomenanalyse und die Array-
CGH. Für beide Verfahren wurde die Diagnostic Yield berechnet und mit der aus der
Literatur entnommenen Diagnostic Yield der Genomanalyse verglichen.
Insgesamt wurden 290 Chromosomenanalysen und 385 Array-CGH, die 2021 am Institut
für Humangenetik der Universität zu Lübeck durchgeführt wurden, eingeschlossen. Es fiel
auf, dass der Großteil der Kohorte männlichen genetischen Geschlechts ist. Patient*innen,
bei denen eine (wahrscheinlich) pathogene CNV identifiziert wurde, haben im Vergleich zu
der Gesamtkohorte häufiger eine syndromale Entwicklungsstörung. Als (wahrscheinlich)
pathogen gewerteten CNV sind meist größere Deletionen, während innerhalb der VUS
kleinere Duplikationen überwiegen. Im Rahmen der Recherche wurden zwei der Array-
CGH-Befunde, die zunächst als VUS gewertete worden waren, als wahrscheinlich pathogen
identifiziert. Insgesamt ist die Diagnostic Yield der Chromosomenanalyse 1,03 % (95 % CI;
-0,13 % - 2,19 %), die der Array-CGH 9,87 % (95 % CI; 6,89 % - 12,85 %). In der
Literaturrecherche ergab sich eine Diagnostic Yield von 21% bis 63 % für die Genomanalyse.
(35)
Zusammenfassend weisen mehr Jungen als Mädchen eine Entwicklungsstörung auf. Liegen
Fehlbildungen vor, erhöht dies die Wahrscheinlichkeit des Vorliegens einer pathogenen
CNV. Deletionen werden aufgrund eines ausgeprägteren Phänotyps eher als pathogen
gewertet als Duplikationen.
Durch Kombination von Chromosomenanalyse und Array-CGH kann bei etwa 10,9 % der
Patient*innen mit unklarer Entwicklungsstörung eine genetische Ursache identifiziert
werden. In mindestens doppelt so vielen Fällen ergibt sich durch die Genomanalyse eine
Diagnose. Daher wird die Genomanalyse wahrscheinlich die Chromosomenanalyse und
Array-CGH als Erstliniendiagnostik ablösen. Bis dahin ist die Array-CGH weiterhin eine
geeignete Diagnostikmethode für die unklare Entwicklungsstörung, die
Chromosomenanalyse hingegen obsolet. Beide Diagnostikmethoden bleiben eine
zielführende Erstliniendiagnostik zur Abklärung von Verdachtsdiagnosen und können die
Genomanalyse bei Indikationen, für die sie derzeit nicht geeignet ist, ergänzen.
Beschreibung
Schlagwörter
Chromosomenanalyse, Array-CGH, Entwicklungsstörung
Zitierform
Institut/Klinik
Institut für Humangenetik